Als Kind der modernen Informations- und Kommunikationsgesellschaft habe ich miterleben dürfen, wie die „neuen Medien“ in das gesellschaftliche und individuelle Leben der Menschen traten und begannen es zu verändern. Internet, mobile Kommunikation, Digitalisierung – die technischen Möglichkeiten und das Leben in Echtzeit sind heute nicht mehr wegzudenken.
Die Möglichkeiten in den digitalen Sphären scheinen unbegrenzt – Strecken mit Leichtigkeit überwindbar, Größen aufgehoben und Stofflichkeit schwerelos. Die Körperlichkeit des Menschen und der realen Welt, in der sich physikalische Gesetze nicht außer Kraft setzen lassen, bleiben dennoch der Ursprung und die Grundlage für das menschliche Leben und damit auch eine Notwendigkeit für seine virtuellen und psychisch geprägten Ideenwelten.
Nach dem erfolgreichen Abschluss als Mediengestalterin und drei Jahren Berufserfahrung, in denen mir der Computer als Universalwerkzeug für meine schöpferische Kreativität diente, erwuchs eine Sehnsucht nach klassisch-künstlerischen Arbeitsmethoden, reeller Materialität und der Gestaltung der Welt außerhalb des Virtuellen, was mich zum Studium der Bildhauerei bewegte. Die bis heute realisierten Arbeiten setzen sich mit Raum, Räumlichkeit, gegensätzlicher Materialität und vor allem Digitalisierung auseinander.
Mich interessiert besonders die Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Welt, obwohl durch die Zusammenführung eine klare Unterscheidung unmöglich wird. Lässt sich die Welt dematerialisieren? Lassen sich Ideen materialisieren? Was ist virtuell und ist real? Wie entsteht ein visueller Eindruck eines Objektes, welches eine digitale Anmutung anstrebt, jedoch selbst materiell ist?
Vorrangig sind meine Arbeiten konzeptuell, wonach sich auch der Einsatz der Materialien oder Medien richtet. Sie bestechen durch Reduktion und Vereinfachung, um dem massenhaften Angebot an Gütern, Reizen und Informationen unserer heutigen Gesellschaft entgegenzuwirken. Dadurch kann das Wesentliche besser zur Geltung kommen und schafft Raum und Luft zur Kontemplation. Während ich in einigen Arbeiten den Betrachter zu einem haptischen und ästhetischen Erlebnis einlade, entstehen viele meiner Installationen und Kunstobjekte mit der Zielsetzung den Rezipienten zu einer unmittelbar gefühlten Gegenwartserfahrung anzuregen, die besonders durch das wechselseitige Einnehmen der analytischen und ganzseitigen Perspektive ihre vollständige Wirkung entfaltet.